08.12.09

Schweinefilet im Artischockenmantel

Endlich ist es wieder so weit. Es gibt sie wieder! Eines meiner Lieblingsgemüse: die Artischocke, italienisch: il carciofo. 2003 wurde diese Pflanze zur Heilpflanze des Jahre auserkoren, weil sie außer als Delikatesse auch als Heilpflanze sehr geschätzt wird. Darauf möchte ich heute nicht eingehen, sondern nur ihren ausgezeichneten Geschmack hervorheben.
Ich kann mich noch sehr gut an meine erste Artischocke erinnern. Sie muss auf mich einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
Es war eines meiner ersten Essen bei meiner Schwiegermutter. Sie hatte die Artischocke im Ganzen gekocht, die häufigste Zubereitungsart. Ich bekam so ein Ding auf meinen Teller und wusste nicht was ich damit anfangen sollte. Man klärte mich auf. Ich sollte mir etwas Olivenöl auf den Teller schütten und mit Kräutersalz würzen. Danach sollte ich die Blätter, natürlich mit der Hand, einzeln von der Artischocke zupfen und mit den Zähnen das Fruchtfleisch, welches am breiteren Teil des Blattes liegt, abziehen. Ich habe die ganze Artischocke mit Genuss gegessen.

Eigentlich ist die Artischocke eine Knospe von einer großen Pflanze, welche ungefähr 1 Quadratmeter Fläche ausfüllt. Deshalb ist sie auch nicht unbedingt in einem Garten zu sehen, sie ist einfach zu groß.

Eine andere Knospe ist die Kaper. Die ist allerdings ein wenig kleiner!

Heute habe ich ein Rezept, bei dem man das berühmte Artischockenherz freilegt. Im Film "Die fabelhafte Welt der Amélie", wird dem Gemüsehändler vorgehalten, er sei nicht mal ein Gemüse, denn sogar eine Artischocke habe ein Herz.

Hier eines meiner Lieblingsrezepte:

Zutaten für 4 Personen:
  • 2 Schweinefilet

  • 1 Blätterteig

  • 4 Artischocken

  • 1 Zitrone

  • 1 kleine Zwiebel

  • wenig Rosmarin

  • mehr Thymian

  • etwas Petersilie

  • Suppe

  • Parmesankäse

  • Salz

  • Pfeffer aus der Mühle

  • Olivenöl

  1. Ich zupfe die äußeren Blätter von den Artischocken, bis die weicheren, gelben sichtbar werden und schäle den Stiel, bis der weiche Teil zum Vorschein kommt.

  2. Die Spitzen der Artischocke schneide ich großzügig weg, nicht zögern genug wegzuschneiden, nachher, wenn man harte Teile zwischen den Zähnen hätte, würde es einem reuen. Die abgezupften Blätter und die Spitzen aber nicht wegwerfen, ich erkläre noch, was ich damit mache.


  3. In der Mitte des Herzens liegt aber noch das Stroh, welches beim Essen sehr unangenehm sein könnte, deshalb heraus damit. Ich mache das mit so einem Gerät, von dem man nie so genau weiß, für was es gut ist und in der Fachsprache Universalformer heißt, weil man normalerweise Kartoffelkugeln oder Melonenkugeln damit aussticht, für diese Arbeit aber auch sehr geschickt ist.

  4. Diese freigelegten Herzen sofort in Zitronenwasser legen, da sie sich schnell dunkel verfärben würden.
  5. Ich schneide die Herzen in Scheiben und hacke das Zwiebelchen fein.
  6. In einer Pfanne erhitze ich ein wenig Olivenöl und röste die Artischockenscheiben bei mittlerer Hitze von beiden Seiten. Dann kommt die Zwiebel dazu, dünste sie weich und gieße mit der Suppe auf. Ich würze mit Salz und Pfeffer und lasse alles, zugedeckt, 10 Minuten leicht köcheln. Danach lass ich sie abkühlen.
  7. Ich verteile in einer bereits erhitzten Pfanne, wenig Olivenöl mit einem Silikonpinsel und brate die Schweinefilets rundherum, bei nicht zu starker Hitze, an. Ich nehme sie aus der Pfanne und lasse sie auf einem Holzbrett abkühlen. Ich salze und pfeffere das Fleisch erst jetzt. Pfeffern könnte man schon vorher, aber Salz würde im Vorfeld schon Flüssigkeit aus den Poren des Fleisches entziehen. Das würde das Braten erschweren, durch die Flüssigkeit würde es viel mehr spritzen und das Fleisch auch nur trockener machen. Ich salze jedes Fleisch erst nachdem es die Poren geschlossen hat: Schnitzel, Braten usw.
  8. Jetzt bereite ich schon eine Sauce zu, da ich die Pfanne mit dem Bratensatz heiß habe. Ich gebe ein Stückchen Butter zum Bratensatz, ca. 25 g, lasse sie zergehen, gebe einen Teelöffel Mehl zur Butter und lasse alles ein wenig aufschäumen, bis das Mehl ein wenig Farbe angenommen hat. Das Mehl darf keine Klümpchen bilden, sondern muss sich mit der Butter gut vermischen lassen. Dann gieße ich mit Suppe soviel Flüssigkeit auf, bis die Sauce die richtige Konsistenz hat und würze sie. Ich gebe lieber etwas Mehl in die Sauce als nachher viel Butter, die in diesem Gericht durch den Blätterteig sowieso schon reichlich vorhanden ist.
  9. Dann schalte ich den Backofen auf 220° Ober und Unterhitze.
  10. Die Kräuter habe ich noch frisch von meiner Terrasse, wasche und trockne sie, ziehe sie von den harten Stängeln und hacke sie fein. Parmesankäse wird bei uns immer frisch gerieben, heute so ungefähr 30 g.

  11. Den Blätterteig teile ich in zwei Teile und rolle sie nur wenig aus. Ich lege als erstes Artischockenscheiben auf den Teig, streue Kräuter und Parmesankäse darüber, lege je ein Schweinefilet auf dieses Bett und belege beide Filets wieder mit Scheiben, dann Kräuter und Parmesankäse. Dann schlage ich den Teig über die Filets und verschließe ihn so gut wie möglich. Ich lege die zwei Pakete auf ein eingefettetes Backblech und bespritze alles mit Wasser. Meinen Segen haben sie, jetzt muss nur noch der Backofen seines dazu tun.
  12. Nach 25 Minuten sind sie goldgelb gebacken und schauen wunderbar aus.
  13. Ich schneide die Strudel in Scheiben und serviere diese Delikatesse mit der heißen Sauce.

Es ist unbedingt notwendig, dass alle Zutaten kühl sind. Man muss sich vorstellen, was passieren würde, wenn auf diesen Butterteig warme Zutaten gelegt würden. Ihr bekommt den Strudel niemals heil auf das Blech. Die Butter im Teig schmilzt sofort, ist mir alles schon passiert. Deshalb bereite ich die Artischockenscheiben und das Filet, samt Sauce schon am Morgen zu und mittags, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme , wird der Rest erledigt.
Während unsere Tochter (sie ist ein Fleisch-Fan) den Rest der Sauce mit den Fingern aus der Pfanne schleckt, wundert sie sich, wieso noch nie jemand auf die Idee gekommen ist, Gummibärchen mit Saucengeschmack herzustellen. Sie wird das mal patentieren lassen, war ihre glorreiche Idee. Wir schmunzeln, aber wer weiß?!
Ach ja, und was mache ich mit dem Rest von den Carciofi? Abends gebe ich sie mit ca. 300 ml Wasser in den Schnellkochtopf, salze sie kräftig und verteile großzügig Olivenöl darüber. Ich verschließe den Topf und lasse ihn 15 Minuten, auf dem zweiten Ring, unter Druck. Wir essen diese Blätter dann so wie oben beschrieben, mit den Händen, Olivenöl und Salz. Man würde gar nicht glauben wieviel noch Fruchtfleisch dran ist.

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